von Raknog Scharfauge » 08.01.2010, 17:17
[center]Teil II. Die Elemente – Die Erde und das Leben[/center]
In den kühleren Tagen nach dem Winter vor seiner Zeit beim Donneraxtklan, streifte Raknog gerne über die nordliche Steppe und Brachlandschaft Durotars.
Bevor er Mhrian kennen lernte und sich innig in seiner Begleiterin wieder fand, hätte Raknog nicht ein Sandkorn lang darüber nachgedacht, dass die Erde auf der er und alles Leben wandelt, lebt. Die Tiefe eines solch kraftvollen Elementes zu begreifen überforderte ihn zwar nicht vollkommen, aber er war einfach noch nicht soweit wie zum Beispiel die Schamanen der Horde in seinem Alter.
Doch jedes mal, wenn es der Zufall wollte, schaute er neugierig besonders mächtigen Schamanen hinter her, die sich bereits in drei oder vier Elementarverbindungen übten, um im Kampf einen fokussierten Angriff von so grundverschiedenen Dingen mit spielerischer Simplizität kombinierten zu können. Staunend erinnert er sich noch heute oft an seine Zeit kurz vor Om'riggor, an dem sein Vater mit ihm zusammen nach Orgrimmar geflogen war, um den weisesten Schamanen der Mar nach einem Einblick in die Zukunft seines Leben zu erfragen.
Das Leben verhieß derzeit nichts Gutes und so war es Brauch in den neuen Ländern, sich wenigstens an die Weissagungen der Ältesten unter den Scharfsehern zu halten, um sich am Silberstreifen an dem nur all zu grauen Horizont festhalten zu können.
An das sonderbare Gespräch mit dem Schamanen, welchem der Vater nicht beiwohnen durfte, erinnert sich der heute leicht vernarbte Raknog auch nach so langer Zeit nur all zu gut. Zur Bewältigung der auch dunkelsten Verheißungen oder einfach nur, weil es Tradition war, kam es ab und an vor, dass der Weissager einem Jungvørgen oder einer Jungmaka einen Talisman mit auf den Weg gab.
Da Raknog noch nicht ganz Volljährig war, aber durchaus im Kreis der „Reifen“ geduldet wurde, da er genau zwischen der entsprechenden Periode geboren war, durfte er zwar den Visionen des Ältesten lauschen, aber keines Falls einen Talisman bekommen oder entgegen nehmen. Viele jungen Grunzer warten desshalb ein halbes Jahr damit sie sich beides sichern können. Der Aberglaube hat aus vielen jungen Orks gierige Horter gemacht und sie dazu verleitet, einen leichten Anflug von Egoismus zu entwickeln. Dieser blendet viele der „Neuorken“ und könnte unter Eifer bestätigt werden. Für Raknog ist dies aber nichts weiter als Raffgier.
Um dem entgegen zu wirken, entschied sich Ghazzokk, Raknogs Vater, seinen Kleinen früher zum Scharfseher zu bringen. Raknog war zwar schon damals stolz auf sein freies unabhängiges Volk, allerdings ergriff ihn die Tatsache, dass er keinen Talisman erhalten hatte, der - für ihn - mit mächtiger Magie erfüllt war und auch mit großen Stolz herum gezeigt wurde, und mit dem er selbst hätte prahlen können. Wenigsten ein wenig.
[center]Er war noch so jung.[/center]
“Der Rätz'l kann nub midh em Talizman gelöst werd'n … nogh wird ez der helf'n...“, wiederholt Raknog sich erinnernd, leise, während er mit seinen kleinen Reisetaschen durch die karge Landschaft läuft und ab und an seine Füße an der Erde abrollt, um größere und störende Steinchen in den großen Füßen los zu werden.
Vor einigen Jahren, bei einem Streifzug durch die Wälder von Ashenvale – Raknog wagte sich einmal todesmutig in die Nähe eines Außenpostens des Donneraxtklans – wurde er das Gefühl nicht los, dass irgendjemand … oder irgendetwas ihn verfolgte. Ab und zu meinte er ein Kichern zu hören, hier erklang ein Rascheln dort das Knicken eines Baumes. Der Wald war groß und alt.
Mit klarem Ziel sich nicht von der Angst übermannen zu lassen, suchte er eine Lichtung auf, an dessen Rand er geschwind im Unterholz oder Busch verschwinden konnte. Sein Ziel dabei war es, seinen Verfolger von dort aus verwirrt nach ihm suchen zu sehen, und wenn nötig, zu töten. Vorrausgesetzt natürlich er war nicht alleine. Der Gedanke daran, er könnte Angst haben und sich dies nur eingebildet haben kam ihm nicht in den Sinn. Er ist ein Ork, und wenn er glaubt, dass ihn etwas verfolgt, spürt er es auf, tötet es und isst es... vielleicht.
Gedacht – Getan.
Auf einer nahen Lichtung schlich er ruhig atmend an den Rand zu. Als Ablenkungsmanöver ließ er seinen Rucksack fallen und verschwand galant im Busch. Langsam versuchte er aus seinem Versteck - den Pfeil auf seinen alten Bogen gelegt - zu erspähen, wer so vermessen sein kann, einen Vørgen an der Nase herum zu führen.
Zu seiner großen Enttäuschung geschah nichts. Dabei war er sich so sicher gewesen, er würde verfolgt. Er wartete lange und während er in völliger Stille da saß weiteten sich seine Augen und die Ohren. Er vernahm jedes Geräusch um ein vielfaches deutlicher als sonst. Die Warterei machte ihn wahnsinnig und das Versteck war zudem nicht das Bequemste. Der junge Raknog blieb stur und wollte es darauf an kommen lassen.
“Gnar, zum Orguz... dha sen etwhaz gewes'n.“
Es wurde spät und der Himmel verdunkelte sich. Raknog wusste dass es zu gefährlich war für ihn hier zu verweilen, während er in seinem Versteck ausharrte. Nur die Handelswege der Horde waren ungefährlich, in diesem Fall sogar auch die der Allianz. Noch dazu erinnerte er sich an Geschichten aus dem Wald, welche er von fremden im Vorbeigehen auf geschnappt hatte und lediglich mit einer gehobenen Augenbraue unkommentiert ließ.
Als Raknog an eine alte Erzählung von der Maka denkt , die im Wald von etwas die Lebensenergie ausgesaugt bekommt und als alte wieder in die Stadt kommt, schaudert er. Den magischen Mächten solcher Wesen ist er noch lange nicht gewachsen. Seine Unsicherheit machte ihn zornig. Er kroch mit dem Körper nah am Boden zu seinem Rucksack zurück, und fluchte in Gedanken.
“Schnell hol'n … schnell vaschwind'n … se'a ruhmreigh, Raknog Schlaunase.“, dachte er sich selbst schelternd im Geiste. Er will schließlich nicht die ganze Nacht ansitzen müssen. Als er schon fast soweit war, seinen pirschenden Gang zu verlassen, um sich auf zu richten und los zu rennen, sah er plötzlich etwas, und verharrte in Deckung des hohen Grases...
Ein Wandler, etwas größer als ein ausgewachsener Trollkrieger, ein Hüter des Waldes stand nah seines Rucksackes und erquickte sich offensichtlich damit Raknogs Sachen durcheinander zu bringen. Er sah sonderbar aus, mit seinem Geweih auf dem nur zu menschlichen Schädel und seltsamen Farbe. Eine Mischung aus Hirsch und Baum. Er wühle vergnügt in Raknogs Siebensachen und schien sehr neugierig. Sein Anblick hatte etwas von einem neugierig tollpatschigem Kind, seine Läufe allerdings waren festen Standes am Boden. Allerdings war es nicht gerade zimperlich; Es fraß die Karten, zertrampelte Raknogs Rationen und Kleinkram.
“Na warte...“, sagte sich Raknog, der seinen Bogen immer noch schussbereit in der Linken führte. Den Pfeil hielt er lediglich mit dem Zeigefinger am Bogenschaft. Die Nocken der Pfeile waren etwas dünner geschnitten, sodass sie stehts auf der Sehne ruhten, um nicht von der Bogensehne zu fallen.
Raknog wagte es, sich leicht auf die Knie zu bringen und zog mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger die Sehne bis zur Unterlippe. Beide Augen auf sein Ziel gerichtet, begann er langsam zu ziehen.
Nicht versuchen zu zielen und mit beiden Augen das Ziel fixieren.
Verlass dich auf deine Augen-Hand-Koordination.
Nach dem Ankern einatmen.
Die Zeit schien nicht enden zu wollen.
Der Bogen knarzte leise, das Wesen schien dieses zu hören und schaut um sich, die Tasche fallen lassend.
Das Stück Holz weiß nicht dass es ein Bogen ist, also nach dem Ankern schnell lösen.
Nach dem lösen den Arm still halten und dem Pfeil nachsehen.
Den Ellenbogen dabei höher halten und Schulterblätter zusammen nehmen.
Das Elementar stand blatt.
Der Treffer – insofern er gut aufliegt – müsste verheerende Auswirkungen haben.
Raknog löst – die Augen bleiben starr aufs Ziel gerichtet
Die Finger der Rechten lösen die Sehne – Die Leitfeder ist im dunkel beim Flug gerade nur eine Sekunde zu sehen.
Ein dumpfer Aufprall ist zu hören, das Wesen bewegt sich nicht. Treffer! Während das Wesen langsam und geräuschlos zu Boden geht, richtet sich Raknog auf. Seine Schultern entspannen sich und er senkt den Bogen.
„Ghud gemaght Knarz..“, lobt er seinen Bogen. Er geht zum Elementar und zieht sein Kürschnermesser um es zum waidgerecht zu fängern. Dieses ...Etwas hat zwar weder Teller, Löffel, Balg oder Blume, welches man als Luder benutzen könnte, aber Raknog ist trotzdem im Begriff, dem Wesen einen „Fangschuss“ zu verpassen. Die Nachfrage nach seltenen Trophäen, Ludern, oder einfachen Erinnerungsstücken ist zwar nicht sonderlich hoch, aber sie zeichnen den Erfolg und das Geschick eines Jägers aus. Je seltener die Trophäe, desto höher das Ansehen.
Raknog hatte schon einige Tiere gefangen und wusste wie man mit seinem Fang umgehen muss. Schnell töten, ihnen das Leid ersparen und den Geistern danken, dem Wild alles Gute wünschen und es mit Respekt behandeln. Bei diesem Ding war es etwas anderes. Es war ja auch kein Wild.
[color=green][i]Als Raknog ankam, das Kürschnermesser in der rechten Hand, harrte der Wandler aus und schien emotionslos dieses sonderbare, spitze Ding in seinem Torso musternd begutachten.
Raknog spürte, dass ihn etwas davon zurückhielt, zu zustoßen. Er senkte das Messer und kniete sich vor das Elementar.
Es schien zu lächeln – Raknog war verwirrt.
Es wusste augenscheinlich nicht was mit ihm passiert war, wie es auch mit Jagdwild ist wenn man es schießt. Normalerweise ist die erste Reaktion wenn man keinen Blattschuss setzt die Flucht, aber es schien weder Schmerz zu spüren noch sterben zu können, ... oder zu wollen. Es gestikulierte mit sanften Bewegungen herum und aus dem Pfeil sprossen kleine Blüten, die Federn machte es zu einem anmutigen Vogel, das Sterngarn, welches die Federn hielt machte es zu Pflanzen und setzte sie.
Der Wandler schloss seine Augen und schien angestrengt etwas zu probieren.
Die geschmiedete Kupferpfeilspitze kam nun hervor und der Hüter stak sie in den Boden. Raknog verstand nun. Dieser Hüter konnte niemand geringeres sein als...
„Cernunnos ?! … “, stammelte Raknog. Er kniete nieder und bat den Waldgott sein Leben zu verschonen. Er plapperte vor sich hin und sah schon den wirbelnden Nether vor sich, den ihn umfangen sollte. Er spürte, wie die starken hölzernen Greifer des Elementares seinen Hals umschlossen. In Gedanken sprach er ein Stoßgebet und versuchte sich auf das Treffen seiner Ahnen vor zu bereiten. Alles hat schließlich ein Ende - es zu akzeptieren ist das Beste.
Doch anstatt ihn zu würgen, oder gar zu töten, spürte Raknog plötzlich eine erregende Wärme. Seine Glieder erschlafften und berührten den Boden. Der junge Ork wusste nicht, wie ihm geschah und ihm schien die Luft zu entweichen. er dachte an Attra. ... doch aus irgendeinem Grund wand er seinen „Zaubertrick“ an.
Aus dem Boden unter ihm schossen ein paar blühende Blumen. Der Elementar hielt inne, hob Raknogs Schädel hoch und starrte auf von oben auf das Schauspiel. Als der Zauber verflog, blickte das Wesen mit großen schwarzen Augen zum Jäger herunter. Er legte ihn an einen Felsen und schien ihn zu mustern. Dem Ork ging es garnicht gut.
Der Waldgott hat für seine Kreismagie Raknogs Lebenslinie verkürzt. Nun war er geschwächt und atmete stoßweise. Es war ihm, als würde er gleich entschlafen. In dem Augenblick als Raknog nun selbst verstand was mit ihm geschehen war, stand Cernunnos auf und legte, bevor er weg ging, etwas auf Raknogs Brust. Seine Augen schlossen sich und er schlief ein, tief und erschöpft fiel er in einen nimmer endenden Tunnel, den Waldgott als letztes von ihm weg gehen sehen. Aus seinen anmutigen Schritten sprossen Blumen, die alsbald verdorrten.
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Am nächsten Morgen wachte Ghazzoks Sohn auf. Die Sonne stand hoch am Himmel, es musste Midtag sein, dachte er sich. Was war geschen? Verwudert stellte er fest, dass seine Kleidung und auch seine Sachen verschwunden waren. Er war komplett nackt und lag einsam an einem Felsen.
“Whaz zum Orguz....?!“, gab er von sich. Er richtete sich auf und spürte eine Kraft in sich, die er zuvor nicht kannte. Er sah auf seine Pranken und an sich herunter. Er fühlte sich großartig. Er empfand eine tiefe Befriedigung und sog die frische Luft ein. Da plötzlich fiel ihm etwas von seiner Brust. Überrascht schaute Raknof herunter...
Nun erinnerte er sich an das Geschehene und schaute sich um. Alles war ruhig, ein paar Vögel zwitscherten, Hirsche gingen auf die Brunft, Schwarzwild auf die Rausch, Rehwild auf die Blattzeit und Füchse und andere Kleintiere auf die Ranz.
Es schien, als war nun über Nacht Frühling geworden. Er erinnerte sich, was der Waldgott mit seinem Pfeil gemacht hatte und wusste nun was mit seinen restlichen Sachen geschehen war. Auf der großen Lichtung, inmitten er Stand, war um ihn herum ein kleines Blumenfeld verschiedenster Farben und Größen. Er nickte.
“Allez sen geborgdh .. nur auzgelieh'n ...allez hat en Endä.“
Er hob das seltsame grüne Ding auf, hielt es in der Hand und musterte es. Ruhigen Schrittes verließ er, wie die Götter ihn schufen den Wald. Er hatte ein einschneidendes Erlebnis und war nun wirkich erwachsen geworden. Er fühlte sich zumindest so.
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Das Erlebnis, welches an diesem Tage in Ashenvalse Raknogs Leben veränderte, erweiterte Raknogs Bewusstsein. Genau in diesem Moment Begriff Raknog den Zusammenhang zwischen Natur, den Göttern, Leben und Tod.
Er erfuhr die alte Macht seines Volkes und die des lebendigsten aller Elemente.
Der Erde und des Lebens[/center]
[center]Teil III. Die Elemente – Das Wasser[/center]
Als Raknog ein kleiner Welpe war und gerade mal sechs Winter zählte, war er mit seiner Mak'Hai Bishka Scharfauge, einer Seherin des Frostwolfclans, des öfteren in Nagrand unterwegs um Heilkräuter zu suchen, sowie die Tiere aus den Fallen zu holen, zu schultern und dem Clan zu bringen. Bishka erzählte ihm in der Zeit, die er noch mit ihr hatte, von der Macht der Gezeiten. Es war trotz der Zeit des 2. Krieges eine kurze aber friedliche Zeit in der alten Heimat.
Das sollte sich bald alles grundlegend ändern.
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Die Sonne stand eine Pranke breit über dem Horizont als Raknog und sein Bruder Skarzokk in Garadar, einer Orksiedlung aufwachten. Eine andersartige Version der hiesigen Zikaden zirpten und kündeten die ankommende Hitze des Tages an. Die Brüder stapften heraus und schauten dem Treiben des Clans zu, der geschäftig sein Tagewerk zu verrichten begann. Die ledernen Zeltplanen lagen still in der aufkommenden Wärme eines hellen Sommermorgens. Skarzokk hielt sich die Hand vor und spähte in die Ferne.
“Dha sen unser Vørg'ash!“, rief er aus. Die beiden rannten ihrem Vater zu und begrüßten ihn herzlich. Er neigte sich lächelnd von seinem Frostworgen herunter und streichelte beiden über die kleinen Schädel. Bevor er mit einem dumpfen Scheppern seiner Kriegsplatte absaß, kam Bishka mit sanften Schritten aus der Heilhütte und begrüßte ihren Vørgen. Beide waren sehr glücklich, hielten sich in den Armen und sahen schweigend zu, wie ihre Welpen um sie herum tollten.
Der Tag versprach alles Gute und Selige was man sich im Alter eines Orkwelpen vorstellen konnte. Gerber stellten ihre Rahmen draußen vor den Zelten auf und parlierten mit den „Nachbarn“ im schönen Wetter, während sie mit scharfen Klingen Fleischreste vom Leder trennten und den Wölfen vor warfen, oder als Luder für Fallen bearbeiteten. Aus den Kräuterzelten drangen sinnliche Gerüche und erfreuten die Gemüter aller ringsum Anwesenden. Die Schmiede luden gerade Kohle in die Esse und stellten vorgefertigte Eisen aller Formen bereit, um auch ihren Beitrag zu leisten, während die Gestirne die Umgebung mit ihrer Wärme bestrahlten.
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“Were müzz'n palavern.“, sagte Bishka und zog den Vørgen zu sich.
Ghazzokk entgegnete ihr mit ernster Miene.“Gibt ez nubosh Naghright'n auz'm schwarz'n Morast?“, fragte Ghazzokk leise.
Bishka nickte. Beide gingen in das große Hauptzelt zu ihrem Durub und entschwanden in den kühlen Schatten, welchen die riesige, lederbraune Jurte warf.
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Die Gebrüder Scharfauge aßen etwas später mit ihren Eltern zu Frühstück und sprachen über die Reisen Ghazzokks, sowie dessen Erfahrungen und Abenteuern in der Truppe. Der erfahrene Hauptmann erzählte von den mutigen Heldentaten der Orks und sicherlich war der ein oder andere Schabernack oder eine Fabel dabei, welche wohl erzählt die beiden Welpen erziehungstechnisch auf den rechten Weg lenken sollte. Bishka nickte und schnaubte ab und zu wenn es lustig wurde und die Vørgen herum alberten. Das Frühstück war vorbei und Ghazzokk saß nah an Bishka. Shließlich scheuchte er seine Welpen aus dem Zelt zum spielen – er war ja auch schon so lang fort.
Skarzokk lief mit Raknog vor dem Eingang der Siedlung herum und beide rangen, liefen und wetteiferten miteinander. Wer weiter springen, werfen, oder wer am höchsten klettern konnte. Die Sonne stand nun hoch am Zenit und brannte förmlich auf Nagrands Hügellandschaft herunter. Die Zikaden schienen nun allgegenwärtig und verkündeten mit einem laut zirpenden Konzert, Sommer mit all seiner Macht auf Draenor nieder ging.
Am nördlichen Rand der Siedlung angekommen, erfrischten sich die beiden unter den wachsamen Blicken der Aufseher am See am Fuße des Throns der Elemente.
Immer noch durch das Wetteifern angestachelt, schaute Raknog seinen Bruder an:
“We'a am längst'n nuut anhalt'n kann..“Als die Aufseher einen Augenblick lang nicht hin sahen, sprangen Raknog und Skarzokk in das kühl-warme Nass. Die Backen waren gefüllt mit Luft und beide starrten sich grimmig an. Keiner von ihnen würde jemals nachgeben. Zudem war das Wasser herrlich, es versprach Erfrischung und Schutz vor der gleißenden Hitze die sich bald komplett entfalten sollte.
Plötzlich ergriff Skarzokk etwas und zog ihn zur Oberfläche. Die Umrisse eines Aufsehers und des Schelters den beide nun Gewahr wurden zu erhalten, entmutigten Raknog. Selbst nachdem er „offiziell“ die Wette gewonnen hatte, zögerte er noch etwas und wollte auftauchen als er etwas Wogendes im Wasser erkannte. Seine Schemen waren unklar zu erkennen, aber es schien Raknog bemerkt zu haben. Es war nah und schwamm in sanften Bewegungen hin und her.
“Dea Schalk sitzt ogar beid'n wohl im Nack'n, was zum Orguz hat ogar dazu valeität in diez'n See zu springen?! Egh sollte ogar en Magon verdreschen!“ Der Aufseher war außer sich vor Wut.“Ez sen vabot'n in em See zu plantsch'n – besonders uur ogar kleinen Welp'n!“ Der Aufseher hatte seine Lusk im Gürtel, packt beide fest am Arm und nahm die beiden Brüder zur Ostseite Garadars mit. Dort drückte er ihnen Bürsten, Besen und Eimer in die Hand. Die Wachen schauten dem Aufseher zu, wie er die beiden Welpen anging und sie für Reinigungsdienste verdonnerte.
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Nachmittags hatte die Hitze etwas nachgelassen und Ghazzokk grinste seine beiden Söhne an. Bishka sschimpfte zwar nicht all zu arg mit ihnen, weil es ja schließlich ja auch ihre Welpen waren, aber es hatte trotzdem etwas sehr „Belehrendes“ und Eindringliches was Bishka ihnen vermittelte. Mut ist eine Tugend die unter Orks zwar hoch gehalten wird, aber sich blind in Gefahr zu bringen gilt mehr als nur dumm.
“Ogar habt wirkligh Glück, dhaz egh ogar nub mehr Strafe als der Aufseha.“ Die beiden Brüder hatten die Köpfe gesenkt und schaukelten unmerklich mit den Füßen, während sie nebeneinander auf zwei hohen Hockern saßen. Beide wiederholten in monoton, gedämpften Ton immer denselben Satz.
“Tudh unz leid...“, sagten sie stets nach jedem Satz. Nach einer kurzen Pause sagte der Vørg'ash der Brüder:
“Zur morgig'n Sonne senn en Vasammlunkh am Osttor.“ Die Welpen schauten auf.
“Wenn ogar dub Welp'n bihz morg'n nubwhaz anstellt – nem egh ogar vielleight midh.“
Bishka entspannte sich nun und setzte sich neben ihren Vørgen, als die beiden sich wieder ihren Erledigungen zu widmen hatten. Wölfe bürsten, Stall ausmisten, Halle fegen...
Ghazzokk streichelte seiner Maka die Wange und sie legte die Stirn kurz auf seine große Schultern. Sie starrte auf den Eingang und schwieg eine Weile.“Ez wär unvazailikh gewes'n wäre den dub whaz zugestohz'n. Nubosh genukh, dhaz ez gerade unzarä Welp'n waren. Deh magh'n nur Ogardreck.“ Ghazzokk nickte nur und grunzte dabei. Nun standen sie auf und gingen bis zum Rest des Abends ihren Tätigkeiten nach. Bishka machte in der Heilerhütte Kräuter klein und ihr Vørgen besprach mit den Ältesten die Pläne für den morgigen Tag.
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Raknog tat in der Nacht kein Auge zu. Als er und Skarzokk abseits der Eltern in einem abgeschirmten Teil der Hütte in den Fellen lagen, dachte er über seine Begegnung nach, die er im Wasser gesehen hatte. In all der Aufregung und Schmach im Nachhinein hatten die Brüder nicht gewagt zu sprechen – schon garnicht darüber, was man im See gesehen haben wollte. Er drehte sich zu Skarzokk um und rückte Näher an ihn heran. Sein älterer Bruder schlief bestimmt noch nicht.
“Egh hab en Gûl geseh'n.“
„En whaz?“, fragte sein Bruder der ein Auge öffnete und Raknog anfunkelte, dem er seinen Schlamassel zu verdanken hatte und ihn daher bösen Blickes strafte.
“En Gûl. En Wazza-Gûl.“, gab Raknog zurück.
“Ogardreck! Deh Gûls komm'n nub so nah an unsere Ufah. Se hab'n nub Mojo auzzahalb dhezz tief'n Wazzaz.“
„Egh hab trotzdem en'n geseh'n.“, gab Raknog trotzig zurück, drehte sich um und schloss die Augen.
“Ogardreck!“
„Nub!“
„Yub!“
„Nub!“
...
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Am nächsten Morgen waren alle Orken schon früh auf. Statt der Arbeit gingen alle stumm zum Hauptzelt. Fast alle Trugen Waffen. Einige trugen Rüstungen und hatten Talismane an selbigen angebracht.
“Mer Clangrøm!“, rief der Durub aus, während Ghazzokk, Bishka und einige wenige andere neben ihm standen. Er schüttelte eine Gebetskette aus Holz und hielt sie in die Höhe. In der anderen Pranke hielt er einen verschnörkelten Holzstecken.“Deh Späher aus'm schwarz'n Morast haben von abtrünnig'n Hexern palavat, deh aus Süd'n. Wer werd'n nagh Süd'n ziehen unn deh Verantwortligh'n zur Strecke bringen! Dhaz sen nub en Vazeih'n. Deh Verräter ruf'n segh Brennende Kling. Regasno'bu uur deh Feindäh dea Horde! Zugas em ghaashum Zult!“
Die Krieger des Clans hielten die Äxte hoch und brüllten. Nachdem der Kampfeswille der Orks noch etwas durch die Rottenmeister angeheizt wurde, machten sie sich auf den Weg nach Süden. Der Schamane sprach indes mit den Geistern und bat um göttliche Hilfe, die den Kriegern helfen sollte, den Kampf ruhmreich zu führen und ehrenvoll nach Hause zu kommen – tot, oder lebendig. Der Sieg stand trotz dieser Handhabe außer Frage.
Die Frostwölfe zogen nach Süden und schickten Späher voraus, die Lage vor Ort zu überprüfen.
Die Feinde hatten einen Angriff der Frostwölfe schon erwartet und hatten sich mit einer ebenbürtigen Hundertschaft auf diesen Tag vorbereitet.
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Dort wo heute die Ruinen der Burning Blade stehen, zeugen die wüsten Überreste der feindlichen Siedlung von einem ruhmreichen Sieg des Frostwolfclans, einer harten Strafe für die Feinde der Horde und demolierten Behausungen.
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Während der Lärm des Scharmützels über den Südteil Nagrands klang, saßen Raknog und sein Bruder bei ein paar enttäuschten Elitewachen des Clans. Die zur Wache eingeteilten Orks waren zur Sicherheit der waffenlosen Clanorks daheim gelassen. Die beiden Welpen wurden von dem Aufseher wieder erkannt und durften der Schlacht als Strafe für gestern nicht beiwohnen.Ein hartes Los für die beiden.
Während die Wachen sich mit Geschichten alter Schlachten bei guter Laune hielten, gingen Raknog und Skarzokk im gelangweilt Lager umher, als der Älteste auf sie zu kam und sie zu sich rief. Die Welpen reagierten sofort und erwarteten seine Bitte.
“Ogar beid'n kommdh midh mer.“
Skarzokk grinste “...wohin latsch'n wer Älteztah?“
Der Älteste nahm sich ein paar Gemeine mit und befahl ihnen, sich nur mit dem Nötigsten zu bewaffnen. Mit ein paar Fingerzeigen suchte er sich vier Orks aus, die mit kommen sollten. Die beiden Brüder erhofften sich auf Geheiß des Schamanen doch noch zur Schlacht mit zu dürfen und fragten sich schon, wessen Gunst sie sich nun gewahrten.
Etwas verwirrt sahen die zwei Welpen zu, wie ihr kleiner Trupp nicht zur Ost- sondern ausgerechnet zur Westseite ausrückte und sich nach der ersten Möglichkeit nördlich hielt, um am Seeufer entlang zu reiten. Enttäuscht dachten beide darüber nach, was sie nun erwartete. Auf dem Ritt nach Norden erklärte ihnen der Schamane, dass es unerlässlich sei, dass sie kein Wort sprachen, wenn sie am Bestimmungsort angekommen waren, bis er es ihnen ausdrücklich befahl. Die beiden nickten und verwarfen die Vorahnung Feldarbeiten vollführen zu müssen.
Der Thron der Elemente war von der Siedlung aus immer Recht gut zu sehen, allerdings erkannten Skarzokk und Raknog, dass an der Felsenwand Runen und andere Dinge eingraviert waren. Mit offenen Mäulern starrten sie auf die Szenerie, die sich ihnen bot.
Die Worgen hielten an. Die Orks hoben die Welpen von ihnen herab und hielten sie bei sich in der Nähe. Inmitten auf dem breiten Fluss, unweit des tosenden Wasserfalls, der den See mit frischem Wasser versorgte, war ein mittelgroßer Hügel, auf dem ein paar große Steine standen. Der Durub watete durch den Fluss, ging zum Hügel herüber und stieß seinen Stab in die Erde. Die vier Wachen und die Brüder standen auf der Seite. Der Schamane stellte drei Totems auf und versankt in guturale kehlige Gesänge. Seine Gestik schien etwas aus der näheren Umgebung heranzuziehen.
Die Luft erfüllte sich mit flirrendem Wunder. Rote, blaue und weiße Punkte schimmerten in der Umgebung und schwirrten um alles und jeden herum, um sich dann langsam ordnend in einem in sich flechtendes Muster zu den entsprechenden Totems zu fokussieren.
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Eine gewaltige Wassermasse bildete sich aus dem See heraus und Verband sich mit dem blauen Schimmer zu einer tropfenförmigen Geometrie, die auf dem Boden zu platzen drohte. Seltsamerweise drehte sich das Tropfengebilde nun himmelwärts um und verharrte an Ort und Stelle. Die blauen Punkte schwirrten zur rechten und linken Seite des gigantischen Tropfens und verklangen mit einem lauten undefinierbarem Geräusch zu großen Ringen. Aus dem riesigen Tropfen sprossen nach oben- und aus den Ringen nach unten hin jeweils kleinere Kugeln. Raknog erkannte das seine Begegnung vom gestrigen Tag in einem viel größeren Maßstab wieder und wusste sofort was es war.
Ein grollendes Geräusch unterstrich die unheimliche Bildung zweier heller Punkte auf dem runden Wasserball oberhalb des Torsos des Elementars, was wohl eine Art Kopf darstellen sollte.
Mit einem starken Luftsog, der alles für einen kurzen Moment zu verschlingen schien, bildete sich auf ähnliche Weise eine hellere Kreatur die unglaubliche Kräfte in sich zu beherbergen schien, auf der rechten Seite des Elementares. Fauchend und nur Sekundenbruchteile später schossen die roten glühwurmartigen Punkte mit einer undefinierbaren Geschwindigkeit ineinander und bildeten ein bedrohlich aussehendes Pendant zur linken der ersten Erscheinung.
Der Schamane fokussierte die restlichen rot- und weiß-schimmernden Punkte in der Luft und verharrte bis alles zum stillstand kam.
“...lok gûls, Garadars matuurz mogah blaht midh ogar...“, gab der Älteste mit einem monotonem Gleichtakt hervor. Einige der Worte verstanden die Welpen. Die Wachen blickten schweigend auf die drei Elementare.
“... wazza-gûl, ghâsh-gûl unn aaz'no-gûl... - … aaz no'ku ogar mogah...“
. Die Elementare verbeugten sich langsam und schauten sich um, ohne sich zu bewegen. Der Älteste verbeugte sich ebenfalls, dreht sich zu seinen Untergebenen um und neigte den Schädel.
Der Wassergeist schwebte eine Armlänge nach vorne in Richtung Durub und die Luft war von seinem Flüstern erfüllt. Die Stimmen flüsterten hell in den Köpfen der Anwesenden:[center]
“Die Elemente dürfen nun von den Orken aus Draenor angesprochen werden.“[/center]
Die Brüder standen ohne ein Wort zu sagen mit offenem Mund da. Der Schamane verbeugte sich erneut und machte einen Singsang aus einzelnen Worten, die er zu logischen Sätzen formte:
“Oh, ogar Gûls – ogar Mojo wird von dah Burning Blade korrumpiert unn se a'schaff'n nubosh Mojo, bringen deh Elemente durgh'enander und Brüder kämpfen geg'n Brüder...“
[center]“Die Elemente wissen um den Zustand ihrer Brüder und das Blut der Verräter an den Elementen soll regnen vom Himmel für ihre Missetaten!“
[/center]“Oh, ogar Gûls – unsere Krieger sen gerade aaf dem Wekh nagh Süd'n unn mosch'n geg'n deh Verräter! Lasst aaz gegnseitikh helf'n, aaf dhaz der Feindh uur immer auz dem Uzg verbannt sen wird! Blah uns whaz ogar uur ogar Hilfä valankht... “
[center]“Die Elemente helfen gerne. Die Elemente brauchen die Augen derer, welche die Orks von den anderen unterscheidet. Die Augen der Elemente können nicht unterscheiden, da für uns alles gleich ist. Baum ist Baum und Stein ist Stein. Wir benötigen die Sicht der reinen Augen!“[/center]
Der Schamane drehte sich zu den Welpen um, die jetzt beinahe ängstlich da standen und ihren Durub anstarrten – sie wussten zwar nicht was passieren wird, welche Rolle sie dabei spielen, aber auf Jeden Fall wussten sie, dass sie damit gemeint sein mussten. Seine Kette, um die linke Pranke gebunden zeigt der Älteste auf Skarzokk und Raknog. Er befahl beiden in einem harschen Ton zu ihm kommen. Die beiden zögerten einen Augenblick und gingen dann doch langsam auf den Schamanen zu. Eine zeremonielle Klinge bitze aus der Halterung seines Kilts.
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Die Schlacht südlich von Garadar war in vollem Gange. Ghazzokk und fünf Grunzer standen vor den dürftig scheinenden Palisaden und hackten immer wieder auf die ihnen entgegenkommenden Verräter ein. Einige Hexer in der Befestigung warfen entweder flammende Kugeln in die Menge von den Frostwölfen, oder sprachen dunkle Flüche auf die Angreifer. Neben Ghazzokk ging brüllend ein Ork nieder, der sich den Hals hielt und mit blutunterlaufenen Augen nach Luft zu ringen schien. Aus seinem Maul lief grüner Geifer und dampfende Blasen bildeten sich auf seiner Haut.
Selbst der Anblick der Tortur tat weh. Wenige Momente später stank es nach verbrannter Haut.
“Wer braugh'n her 'n paar mehr Moscher!“, rief er den anderen Orktruppen zu. Einige Späher liefen darauf hin von einem möglichen Durchstoßpunkt fort, der sich als uneinnehmbar erwiesen hatte. Ein Frostwolf, der es fast auf die andere Seite geschafft hatte, wurde auf der Oberseite der Palisade von einem Pfeil getroffen und schrie auf, während eine Pike ihm den Hals durch stach. Den Tod im Angesicht, warft er einem seiner Peiniger die Axt auf den Schädel und fiel rittlings wieder von der Palisade herunter.
“Were vasugh'n deh Palisad'n umzustohz'n – also aaf mer Kommando! Ash! Dub! Gahhhhk! Die Palisaden bewegten sich keinen Zentimeter. Mit der Erkenntnis, dass diese Bücherwürmer einen strategisch doch einigermaßen starken Schutzwall errichtet hatten, gab Ghazzokk dem Aufseher, der weiter abseits steht ein Zeichen. Wurfspeere und mehr Pfeile surrten durch die Luft. Einige Grunzer kamen auf einen Befehl des Aufsehers, eingesetzt als Rottenführer mit einem mittelgroßen portablen Rammbock angelaufen. Als einer der Träger von einem grässlich stinkendem Fluch getroffen wurde, der seine Schultern dampfend bedeckte, brüllte dieser, lief aber tapfer weiter. Die Feldheiler schützten mit der Magie der Elemente ihre Krieger so gut es ging. Bishka lenkte einen goldenen Strahl auf die Rammbockträger und dämpfte den Zauber des Verfluchten ab.
“Direkt ansätz'n! Regasno'bu!“, schrie der Hauptmann und die Orks taten es ihm nach. Die Axtschwinger um ihn herum bildeten zwei Trauben, damit der Rammbock freie Fahrt hatte.
Mit einem lauten hellen Krachen schlugt der Rammbock ein und brachte wenige Pfähle zum einknicken. Ein knirschendes Geräusch untermalte die Erfolgsaussicht dieses Unterfangens.“Dhaz reight nub! Noghmal! Kraft Kriegah!“
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Raknogs Augen weiteten sich als der Schamane ihn das Messer vor die Nase hielt, während er ihn festhielt. Die Klinge war nach orkischem Maßstand scharf und als Gebrauchsgegenstand für einen Schamanen unabdinglich.
„Ganz ruhikh, Raknog Scharfauge. Egh werd der nub weh tun... nub zu sea, aber wenn dhaz her klapp'n soll muhzt dhu dem Durub vatraun.“
„Egh vatrau … dere … mer Durub...“, gab Raknog zurück. Er kniete auf dem Rücken und schaute ängstlich auf die Klinge. Eine gewisse Unruhe schien auch von den Elementaren aus zu gehen, als sie sein Zaudern mitbekamen.
“Deh Elementarä braugh'n dere Grøm um sigha zhu sen, dhaz dhu nubai Grøm geseh'n hast. Dhaz Grøm dah Schlaght, whaz den Orken deh Feuertaufä gibt!“, erklärte der Durub. Raknog nickte und der Häuptling schnitt ihm in die Handinnenfläche. Es tat nicht allzu weh, aber Raknog biss trotzdem die kleinen Hauer aufeinander, es war schließlich Blut, das wertvollste was Orks hatten. Der Durub hielt einem der Elementare die Hand des Welpen hin, welche gleich begutachtet wurde.
[center]“Die Elemente befinden: Das Blut dieses jungen Orken ist rein! Lasst die Elemente noch den andern jungen Orken prüfen. Der andere darf nun wählen.“
Raknog überhörte die Worte des Wesens, weil er aus Selbstschutzreflex versucht hatte, sich mehr auf die erste Schnittwunde in seinem Leben zu konzentrieren und schaute diese neugierig an. Skarzokk wiederfuhr dasselbe. Bei der schnellen Bewegung des Durubs, die Raknog von hinten mitbekommen hatte, hörte er, wie sein Bruder scharf die Luft einsog.
Ein Orkwächter flüsterte leise seinem Kameraden zu: “... dhaz war vielleight etwhaz tiefh...“. Der Durub schien sich nicht bei Skarzokk entschuldigen zu wollen, gab ihm aber einen Klaps auf die Schulter. Seine blutende Pranke wurde von dem hellen Elementar umfangen wie ein halb durchsichtiger Luftstrom. Das Elementar welches der Durub als Wazza-gûl angeredet hatte, sprach im selben Augenblick.
[center]“Die Elemente befinden: Das Blut dieses jungen Orken ist rein! Er darf nun wählen.“
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Ghazzok stemmte sich mit aller Gewalt gegen einen Schildträger der in Ungnade gefallenen Orks. Als er merkte, dass sein Gegenüber nun auch fest entschlossen war dagegen zuhalten, wich er ihm zur Seite aus. Der Grunzer fiel nach Vorne über und kalter Stahl beendete sein leben. Eine Fontäne schoss aus den Stück Fleisch, das einmal ein Hals gewesen war und der restliche Körper zuckte in sich zusammen, während der Schädel noch ein paar Meter weiter rollte.
Ein paar Kämpfer der Frostwölfe zwangen sich durch die kleine Lücke in der Palisade und bildeten einen Halbkreis vor dem Durchbruch. Andere versuchten den kleinen Spalt in der Palisade zu vergrößern, indem sie den Rammbock am linken und rechten Rand erneut zustoßen ließen.
“Dhaz dauert zhu lankh! Schlakht festah zhu!“, schrie Ghazzok und nun kam auch der Rest des Frostwolfschlachtzuges an die Palisade heran. Der Hauptmann spürte ein brennendes Gefühl um seine Kehle, welches sich anfühlte als läge jemand ihm einen glühenden Eisenring um den Hals. Noch bevor er seinem Peiniger etwas entgegen setzen konnte, wurde er von zwei Pfeilen vom Turm geholt. Schreiend fiel er in die Tiefe und verendete. Ghazzokk nickte den Schützen zu, die sich hinter ihm, durch den Durchgang zwängten.
Als sich der Truppenführer aufrichtete, sah er, wie eine breite Linie Nahkämpfer mit Zweihandäxten schwingend und laut brüllend auf sich zu preschte. Er hob die Axt in seiner Pranke und befahl seinen Kämpfern sich auf den Aufschlag vor zu bereiten. Die Frostwölfe eilten heran und gingen in Abwehrposition, die Schilde vor die Brust gehalten.
Ein Augenblick der Stille trat ein.
Das Scheppern von Panzern, Schilden, sowie das klirren von Klingen, die aufeinander trafen verbreitete sich in der Gegend. Das Kampfgeschrei der brennenden Klinge heizte die Verteidiger weiter auf und sie drängten Ghazzoks Trupp zurück an die Palisade. Mit einem mächtigen Hieb seiner Axt spaltete der Anführer der Frostwölfe den Schädel seines Gegenübers. Blut, Hirn- und Knochensplitter flogen durch die Luft. Der Platz wurde sofort von einem neuen Angreifer versperrt, der mit einem kräftigen Schlaf seiner Zweihandaxt Ghazzoks Schild zerbarst. Waffentechnisch unterlegen, warf der Hauptmann die übrig gebliebenen Schildschlaufen weg und fokussierte seinen Gegner und brüllte ihn an. Ghazzoks Gegner nahm Anlauf und schwang die massige Axt geschickt in Richtung des Hauptmanns. Als der Ork in die Luft sprang um seinem tödlichen Schlag eine durchdringende Stärke zu verleihen, wurde er von einem mächtigen Strahl mehrere Dutzend Meter zur Seite geschleudert.
Ghazzok schaute überrascht nach Links und eine mächtige Flutwelle zerbarst einen großen Teil der Nordseite der Palisade. Teile der Holzmauer schwammen auf dem abebbenden Strom, der in einem Bach vor Ghazzoks Füßen endete. Von Dutzenden Frostwölfen umgeben, kam ein massives tropfenförmiges Ding auf ihn zu.
“Bei den Ahnen!“, gab der Hauptmann von sich. Ganz in seiner Nähe gab es einen lauten Knall. Ein großes Stück Schutzwall flog durch die Luft und die in der Luft sich lösenden, brennenden Pfähle regneten auf die Feindlichen Formationen nieder. Ein weiteres Elementar brach durch den Schutzwall.
“Aaf en deh Schlaght Frostwölfe! Deh Gûls sen midh uns!“
Während brennende Feuerbälle und mächtige Wasserstrahlen die Fernkämpfer von den Erhebungen oder Türmen fegten, prallten nun massige Frostwolftrauben auf lockere gegnerische Reihen. Von der Gunst der Stunde überrascht, wurden die Soldaten der brennenden Klinge nieder gemacht. Einzelne Scharmützel waren schnell und blutig. Der Aufseher war mit einer Truppe Nahkämpfer durchgedrungen und hackte auf die Feinde ein.
Dunkles Brüllen und der Klang schweren harten Stahls drang in entfernte Ohren und die Frostwölfe waren dem Sieg nah.
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Der Aufseher stand neben einem verkohlten Leichnam der brennenden Klinge. Jemand packte ihm an der Schulter und grunzte.
“Deh Schlaght war ruhmreigh unn zu unsere Gunsten, Aufseha...“, der Krieger nickte und schaute auf das Schlachtfeld. Die einzelnen und nun letzten Zweikämpfe gingen zu Ende. Einige Frostwölfe schlugen toten Gegnern die Köpfe ab und sammelten diese als Trophäe. Ein Fahnenjunker kam heran und stellte mitten im Lager das Frostwolfbanner auf, das auf einer spitzen Lanze hing. Einige Orks in seiner Nähe riefen ihm laut jubelnd zu.
Ghazzokk stand inmitten allen Geschehens und ließ sich auf einem übrig gebliebenen Pfahl nieder. Als er zu den Elementaren sah, die sich kurz nach ihrem letzten nieder gestreckten Feind im Nichts auflösten und in einem hellen Funkeln in der Erde versinken zu schieben, kam Bishka mit ein paar Grunzern auf ihn zu.
Er nahm seinen Waserbeutel und kippte sich das Wasser in den Nacken, nachdem er ein paar Schlucke getrunken hatte. “Whaz uur en Schlaght.“, gab er seiner Maka zu. Diese grinste und setzte sich neben ihn, um ihm ein paar Wunden zu verbinden.
“En Ehre von en Gûls Hilfe zu bekomm'n, nub wahr?“, Ghazzokk nickte.
“Egh hab vorher nub sowhaz vergleighlighäs erlebt.“
Bishka nickte und beide schauten dabei zu, wie einige Späher die Hütten in Flammen steckten, die Verletzten oder Toten auf Karren luden und sich zum Abmarsch bereit machten.
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Die Brüder sahen sich in die Augen und atmeten schnell. Ihre Gesichter waren auf die Elementare gerichtet die vor ihnen standen. Die magische Verbindung, welche die Brüder in den Körpern levitieren ließ, gab nach und sie ertasteten mit den kleinen Füßen wieder das Gras unter ihren Füßen. Der Feuerelementar zog sich von Skarzokk zurück und sein Pendant von Raknog.
Der Schamane beendete seine Fernsicht und nickte den Geistern zu.
„Throm ogar Gûls uur deh Hilfe! Viele Frostwölfe werd'n sigh freu'n heute ihre Verwandt'n wieder zu seh'n... “, der Schamane verniegte sich tief und seine Wächter jubelten ihm zu.
Die seltsamen Wesen – insofern man das sagen konnte – schienen von ihrer Starre her zwar keine Euphorie zu zeigen, allerdings konnte man ihnen eine gewisse Erleichterung zusagen. Der Älteste kniete sich vor die Brüder, legt seine Pranken auf ihre Schultern und lächelte großmütig.
“Dhaz habt ogar sea ghud gemaght. Egh sen sea stolz auf ogar beide! Skarzokk, Raknog, ogar werdet beide nun zurück nagh Garadar werd'n.“ Der Älteste sandte zwei seiner Wächter mit den Welpen in die Siedlung zurück und blieb mit den anderen noch bei den Elementaren um ihnen seine Ehrerbietung erweisen zu wollen. Als Belohnung war ihnen der Ruhm der Siedlung sicher.
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Am Abend ehrten die Orks der Frostwölfe die Lebenden und die Toten. Auf Geheiß des Durubs wurde Skarzokk und Raknog eine besondere Ehre zu Teil. Sie durften im Angesicht aller Dorfbewohner ihre ersten Talismane entgegen nehmen. Der Häuptling hing ihnen feierlich jeweils eine Kette um. Skarzokk bekam eine rote und Raknog eine blaue Kette. Wer genau hinsah, wusste, dass die Farbe der Kette von dem Splitter bestimmt wurde, der an ihm hing.
Raknog betrachtete seinen Splitter
[center]Genau in diesem Moment Begriff Raknog den Zusammenhang zwischen der Mächte. Selbst eines der weichsten aller Elemente kann zugleich das kräftigste sein. Er begriff, dass Wasser Stein formen kann und dass den Elemtenen große Kräfte zuzuschreiben sind.
Er erfuhr die alte Macht seines Volkes und die des tückischsten aller Elemente.
Des Wassers[/center]
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Raknog Scharfauge am 11.01.2013, 23:15, insgesamt 5-mal geändert.
"Bevor Du befiehlst, lerne zu gehorchen." - altes Sprichwort
"Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben." - Offenbarung 2,10