von Rogh » 19.12.2010, 23:59
Schwarzfels Klan
In der Halle Donneraxt herrscht ruhiges Treiben. Der Winter sitzt lauernd im Geäst vor den Toren. Angenehme Wärme geht von den kleinen Feuerstellen die überall in der Halle verteilt sind aus. Hier und da sitzen Orks und gehen ihrem Tagewerk nach. Welpen befinden sich in den Mauern in der Obhut starker Väter und stolzer Mütter, frech stibitzen sie sich gegenseitig Brotkanten un tollen herum bis sie wieder zur Ordnung gerufen werden. Vieles da draußen hat sich geändert. Freunde und Feinde sind gefallen oder gegangen, manche kamen wieder und anstelle jener, die ihren Platz bei den Ahnen einnahmen, haben sich neue Gesichter eingefunden. Es ist der Lauf der Dinge den niemand von uns ändern kann. Unser aller Zeit ist begrenzt, doch liegt es an uns was wir daraus erschaffen. Auch Rogh ist einer jener Orks der Freud und Leid erfahren hat, der Verluste hinnehmen musste und nun als neues Gesicht unter dem Banner des Donneraxt Clan vielleicht im Begriff ist etwas neues für sich zu gewinnen. Die Ahnen werden es wissen. Vielen im Clan ist dieser seltsame Fremde der sich Rogh nennt noch fremd. Seine erste Wache an der Seite Hokk's hat er bereits hinter sich und sitzt nun neben anderen Donneräxten an einem der Feuer. Er starrt in die Flammen und streicht gedankenverloren mit der Handfläche über den Boden neben sich. Eine für ihn typische Geste. Es hat etwas spirituelles wenn er dies tut, denn so weiß er das die Erde ihm nicht fern ist. Und die Erde weiß, das auch ihr Sohn nicht fern ist. Eine kräftige Pranke hält Rogh einen Lederschlauch entgegen.
"Trink."
Aus seinen Gedanken gerissen sieht er an dem langgestrecken Arm hinauf an dessen Ende ihm ein grobes aber dennoch freundliches Kriegergesicht entgegenlächelt.
"Throm"
Throm, ein Wort das er schon gelernt hat, ein einzelnes von unzähligen die er noch zu lernen hat. Mit einem freundlichen Nicken nimmt er den Schlauch entgegen und macht es sich auf dem Fell das unter ihm liegt etwas gemütlicher. Ein kräftiger Kräutersud befindet sich im Lederschlauch, er schmeckt würzig. Als Rogh absetzt reicht er den Schlauch weiter. Der Ork, welcher ihm gerade noch den Schlauch reichte sieht Rogh noch immer an.
"Wohea kommz' Dhu?"
Kaum das die Frage ausgesprochen wurde, drehen sich einige Köpfe zu Rogh und er wird wohl nicht drum herum kommen seine Geschichte zu erzählen. Seine Hand die über den Boden streicht hält inne. Das bisherige Lächeln wandelt sich in Ausdruckslosigkeit. Der Fremde setzt sich gerade auf und sieht mit neutraler Mine in die Runde. Erinnerungen schießen hinter seiner Stirn hervor, Erinnerungen die nach Ordnung verlangen. Einen Moment lang sammelt er sich. Dann beginnt er ruhig mit seiner angenehmen tiefen Stimme zu erzählen.
"Also gut"
Der Ork der ihm eben noch den Schlauch reichte, hat nun einen Welpen, wohl sein Sohn, auf dem Schoß sitzen und auch andere lassen sich am Feuer nieder um die Geschichte des Fremden zu hören.
"Schwarzfaust der Zerstörer war bereits an der Spitze des Schwarzfels Klan, seine Tochter war schon von ihm erschlagen und auch seine Söhne hatten sich bereits von ihm abgewandt als ich in seinem Klan geboren wurde. Wenige Jahre bevor unser versklavtes Volk durch das Portal ging und das erste mal in Azeroth einfiel. Gewalt hatte im Klan die Vorherrschaft und es regierte das Recht des Stärkeren. So wie Schwarzfaust selbst sich an die Spitze geschlachtet hatte, versuchten es viele andere um ihr Ansehen zu steigern. So auch mein Vater, ich erninnere mich nur schwach an ihn. Er starb während dieser Ränkekämpfe. Meine Mutter war ein einfaches Weib das sich in der Truppenversorgung und dem Flicken von Rüstungen verstand. Ich wuchs im Tross zwischen Feldlagern und Kriegsmaschinerie als Peon auf. Ich war kaum mehr als das. Früh wurde ich zum Träger und Arbeiter ausgewählt und meine Tage bestanden aus Staub und Schmerzen."
Ein mildes Lächeln umspielt Rogh's Lippen, er greift erneut nach einem der Schläuche und trinkt einen Schluck bevor er fortfährt.
"Ich war noch jung als der Hordentross das erste mal durch das Portal marschierte. Es war chaotisch und die gerüsteten Krieger gebahren sich wild und brutal. Die Menschen waren unvorbereitet und die Horde fiel über sie her wie Wölfe über ein verwundetes Reh. Azeroth und Kahz Modan waren genommen und die Menschen haben sich nach Lordaeron geflüchtet. Ich selbst lebte nach wie vor in den Lagern und verichtete niedere Dienste. Öfter wurden mir Schwerter und Äxte anvertraut aber gegen die Krieger konnte ich nicht bestehen. Ich bemerkte mein Geschick mit kurzen Klingen und dem Bogen. Bald konnte ich mein Geschick auch bei der Jagd unter Beweis stellen und war nun kein Peon mehr. Wachgänge kamen neben der Jagd immer häufiger dazu und ich wurde Älter. An den Grenzen gab es immer wieder Scharmützel, aber die waren weit weg. Orgimm erhob sich und fällte Schwarzfaust, Unruhe war allgegenwärtig. Und dann kam das Chaos. Mit aller Macht überrannte uns die Allianz von Lordearon und tötete zahllose Orks. Unzählige wurden gefangen genommen, wenige trieben zurück durch das Portal in die Heimat und anderen gelang die Flucht. Ich gehörte zu den Flüchtlingen. Einige Tage schlug ich mich durch die Wildnis bis ich erschöpft zusammenbrach. Dann wurde ich im Schlaf überrascht, Sklavenhändler nahmen mich mit. Tagelang waren wir unterwegs. In Ketten gelegt und von Peitschen angetrieben marschierten wir, ich weiß nicht mehr wie lang. Es war eine Zeit großer Erschöpfung und vieles was damals geschah verbirgt sich heute hinter einem Nebel. Das knallen der Peitschen hallt bis heute in meinen Ohren und manchmal, wenn ich schlafe, sehe ich meine Häscher wieder vor mir. Orks, Goblins, Zwere und Menschen, sogar Elfen waren darunter. Söldnerpack, Kopfgeldjäger und Sklavenhändler die sich um Bündnisse und Zugehörigkeit irgendwelcher Allianzen einen Dreck scherten. Ausgestoßene und Verbecher denen der Platz beim eigenen Volk aberkannt wurde. Für sie zählte nur das Lied klingender Münzen. Einer von ihnen, ein Mensch namens Torvald Brelling, war der Anführer. Er fand gefallen am Leid und den Qualen anderer. Ein begnadeter Folterer, der Schattenhammer hätte seine Freude an ihm gehabt. Wir alle fürchteten seine Peitsche am meisten. Sie war aus Krokoliskenleder und mit Dornenranken durchflochten. Er saß auf seinem Schemel und sah grinsend zu uns rüber wie wir in den Käfigen dicht an dicht standen, während er sein grausames Werkzeug mit Fett geschmeidig hielt. Er zwang uns manchmal gegeneinander zu kämpfen um Ballast loszuwerden wie er sagte. Wir marschierten und marschierten. Wurden verladen auf Schiffe und bekamen wochenlang faules Brot und Brackwasser. Manche starben. Fieber nahm uns in einen festen Griff und bescherte vielen wilde Träume. Ich weiß nicht mehr was geträumt und was geschehen. Wir landeten an einem sandigen Ort an dem die Sonne unermesslich heiß vom Himmel brannte. Erst an Land wurde mir bewusst wie wenige wir nur noch waren. Mehr als drei Dutzend müssen auf See ihr Leben ausgehaucht haben. Die Tage dort waren heiß und die Nächte bitterkalt. Wir bekamen keine Decken, kein Stroh, kein Feuer. Hunger nagte an uns und der Durst trocknete unsere Kehlen aus. Einige Tage nachdem wir dort ankamen, segelte das Schiff mit dem wir kamen, ohne uns davon. Ralov und seine Meute waren nun nicht mehr unser Problem. Wir waren nun das Eigentum neuer Herren."