von Attra » 16.02.2016, 12:59
Es war noch sehr früh am Morgen, die Sonne würde erst in ein paar Stunden aufgehen. Attra war noch vor der Dämmerung erwacht und hatte mit offenen Augen in die Dunkelheit gestarrt. Getrieben von einem unbestimmten Gefühl der Unruhe, war sie von ihrem Felllager aufgestanden und zum Fenster ihrer kleinen Kammer gegangen. Nachdenklich hatte sie hinausgeblickt, dem Mond beim Untergehen zugesehen. Dann wandt sie sich ab - noch immer von diesem drängenden Gefühl getrieben - und hatte ihre Kammer verlassen. Leise, um die in der großen Halle schlafenden Orc'n nicht zu wecken, war sie zum Tor geschlichen, das auf den Festungshof führte, hatte es einen Spalt breit geöffnet und war hinausgehuscht.
Jetzt stand sie oben auf den Zinnen der Mauer und blickte grübelnd zum Horizont. Die Wachen kannten ihre Marotte schon, stundenlang in die Weite des Sumpfes zu starren, und hielten daher respektvollen Abstand.
Langam kroch die Sonne über den Horizont und die Schwärze der Nacht wich langsam dem Zwielicht des frühen Morgens. Gegen die Kühle der Nacht hatte sich Attra ein grob gestricktes, mit Fuchspelz eingefasstes Schultertuch übergeworfen, deren Enden sie mit einer Hand zusammenhielt.
Lange hatte sie so gestanden, ohne auf ihre Umgebung zu achten. Hatte der Sonne beim Aufgehen zugesehen, das immer heller werdende Zwielicht betrachtet und - die Stirn in leichte Falten gelegt - nachgedacht. Langsam erwachte die Donneraxt Festung zum Leben, als Attra von einer Stimme vor dem Tor aus den Gedanken gerissen wurde. Ein Fremdorc stand am Fuße der Festungsmauer und sprach eindringlich mit der Wache. Die Sturmschwester beugte sich etwas nach vorne, um besser über die Zinnen der Mauer spähen zu können und betrachtete die Gestalt, die dort um Einlass bat.
Mit einem tonlosen Seufzen stieß sich die Sturmschwester von der Brüstung der Festungsmauer ab und verließ ihren Aussichtspunkt, um nach einem der Donnerkrieger zu suchen, der den Fremdorc hineinlassen würde.