von Gazahk » 13.06.2018, 07:37
[center]Reka, meine Reka[/center]
Nach einem ausgiebigen Morgenmahl ging Gazahk gut gelaunt über den Festungshof zu den Offenställen. Reka, seine Reitwölfin seit Kindheitstagen, sprang ihn sofort freudig an. Sie drückte ihm die Pfote auf die Schulter und leckte ihm übers Gesicht. Der Orc lachte dabei aus vollem Halse und tätschelte ihre Flanke. Die beiden verstehen sich sehr gut. Das liegt unter anderem auch daran, dass beide zusammen viel erlebt haben. Der Vorgash von Gaz meinte immer, dass Reka zu verspielt und gutherzig sei für einen echten Reitworg. Das ist dem Orc immer egal gewesen. Die Wölfin war immer ein treuer und zuverlässiger Begleiter.
Reka fing an Gazahk mit der Schnauze zu stupsen. Immer wieder und immer fester. Der Krieger erwiederte den Druck mit den Pranken und schon bald fanden sich beide in einem Ringkampf wieder, bei dem beide versuchen den anderen von den Beinen zu werfen. Als Gaz den Griff um Rekas Schädel ändern wollte nutzte diese die Gelegenheit und zwickte ihn vorsichtig mit den Zähnen in die Pranke. Gazahk wußte jetzt, dass Reka sich nicht mit dem Ringkampf zufrieden geben würde. Sie brauchte Bewegung.
Er legte eine leichte Lederrüstung an und nahm einen Rucksack, Rollen und Säcke mit leichtem Kampfgepäck an sich. Einen Bogen, etwas frischer und getrockneter Proviant und Reka war fertig beladen. Um das Gewicht niedrig zu halten entschied sich Gazahk zwei grobgeschmiedete, mit Knochen verzierte, Schwerter statt seinen mannshohen Womp mitzunehmen.
Der Clan wusste bescheid, dass Gaz ein paar Tage unterweges sein würde. Er machte das ohnehin regelmäßig. Als sich der Orc auf die Wöflin schwang sah man dieser an, wie sehr sie sich auf den bevorstehenden Ausritt freute. Langsam und stolz ritt Gazahk über den Festungshof und durch das offenstehende Tor. Reka war merklich angespannt. Diese ganze Anspannung entlud sich in einem großen Satz nach vorne, als Gazahk sich zu ihrem Ohr vorbeugte und sagte: "Lohz Reka! Lauf sho schnell dhu kannzt!"
Reka hetzte im Zick-Zack durch den Sumpf. Sie wich Baumstümpfen und Ästen aus, übersprang Gräben und Tümpel. Der Orc saß sicher im Sattel und überlies es weitestgehend der Wölfin wohin Sie ihn tragen wollte. Tagsüber jagten beide größere Tiere, genauso wie ein Rudel ein solches Tier jagen würde. Nur selten griff Gazahk zum Bogen. Bei Anbruch der Dämmerung suchten sie sich eine Höhle oder zumindest einen Platz, der so trocken wie möglich war. Dort wurde dann ein kleines Feuer entzündet und die Beute geteilt. Wenn ein besonders schönes Tier dabei war, schabte Gaz das ganze Fleisch von der Haut und spannte das Fell mithilfe von Ästen auf. Geschlafen wurde ohne Wache. Es waren jetzt fünf Tage vergangen seit beide die Donnerfestung verlassen haben. Reka war an diesem Abend unruhig und wollte nicht am wärmenden Feuer liegen. Gazahk schlief erst ein als es schon lange dunkel war. Er schreckt hoch, als er von Reka unsanft mit der Pfote angetippt wurde.
Der Orc blickte in das Gesicht der Wölfin, die über ihn gebeugt stand. Es waren Stimmen zu hören. Gaz drehte sich auf den Bauch und kroch langsam und leise zum Rand der Senke. Die Flamme des Lagerfeuers war schon lange erloschen, der Morgen brach langsam an. Nebel hatte sich im Sumpf breit gemacht und die Sichtweite betrug höchstens bis zum übernächsten, nahestehenden Baum. Der Krieger konnte hell erleuchtete, flackernde Bereiche im Neben ausmachen. Dies mußte von Fackeln oder Laternen kommen. Die Sprache hatte der Orc schonmal gehört, aber er konnte sie nicht verstehen. Offensichtlich wurden Befehle gebrüllt und die Stimmen klangen aufgeregt.
Er folgte leise den Stimmen, huschte von Baum zu Busch zu Baum, immer in Deckung. Reka folgte in kleinem Abstand. Der Nebel lichtete sich ganz langsam und der Orc konnte immer mehr erkennen. Es handelte sich um mindetens acht Menschen, Gerüstet und bewaffnet. Gaz traute seinen Augen nicht, als er erkannte, warum die Weichhäute so aufgeregt waren. Sie hatten einen Nordorc gefangen genommen. Er erkannte ihn. Es war einer der Späher, die oft Wochenlang die Grenzen zum Sumpf bewachten. Seine Pranken waren hinter dem Rücken mit einem groben Strick gefesselt. Der Körper des aufrechtgehenden Nordorcs war blutverschmiert, das Gesicht mit Flecken überzogen.
Der Nordorc nahm den Bogen, legte einen Pfeil an und zielte sorgfältig. Er atmete tief ein, dann lange aus und hielt den Atem an. Der Pfeil sauste lautlos los und traf den am nächsten stehenden Menschen zwischen zwei Rüstungsplatten und drang tief in den Körper ein. Schreiend ging dieser zu Boden. Erschrocken zogen die restlichen Menschen die Schwerter und versuchte sich so gut es ging hinter ihren Schilden zu verstecken. Es hatte den anschein als würden Sie einen Kreis um den Gefangenen und Ihrem Anführer bilden. Durch den Nebel noch immer unentdeckt lies Gaz einen weiteren Pfeil fliegen. Dieser traf einen Menschen ins ungeschützte Gesicht. Unter entsetzten Schreien brach dieser zusammen. Die Menschen bekamen es mit der Angst zu tun. Der Nordorc wechselte jetzt die Position und lies den Bogen fallen, um seine Schwerter in die Pranken zu nehmen. Er heulte wie ein Wolf. Reka, weiter entfernt auf der anderen Seite, tat es ihm gleich. Nur einen Augenblick später heulten sie zu dritt – der Gefangene setzte mit ein.
Gaz packte beide Waffen mit festem Griff und rann auf die Menschen zu. Er lies, noch umhüllt vom Nebel, den Schlachtruf "Regazno'bu!" ertönen. Die Menschenkrieger drehten sich in seine Richtung und machten sich bereit den erwarteten Angriff abzufangen. Das Ungetüm von einem Nordorc taucht unvermittelt vor ihnen aus dem Schatten auf und sprang die Menschengruppe an. Nur einer hielt dem Anblick wie versteinert stand, die restlichen wichen einen Schritt zurück. Gaz wehrte den Schwertstreich des Einzelnen mit Leichtigkeit mit einer Waffe ab und trieb die zweite tief in seine Lungen. Der Getroffene umklammerte das in ihm steckende Schwert und fiel lautlos, mit weit aufgerissenen Augen, nach hinten. Gazahk nahm einen sicheren Stand ein und schützte sich mit seinem verbliebenen Schwert so gut es ging.
Der Gefangene warf sich, als Gaz die Menschen mit dem Sprungangriff überraschte, mit ganzem Gewicht gegen den Anführer und brachte diesen zu Boden. Der Mensch war so überrascht, dass er sich den Kopfstößen und Bissen des Gefangenen nicht erwehren konnte.
Nahezu zeitgleich sprang Reka einen der Soldaten hinterrücks an verbiss sich an dessen Genick. Dieser Kampf ging fast ohne Gegenwehr aus.
Der Nordorc sah sich nun den letzten vier menschlichen Kontrahenten gegenüberstehend. Einer von ihnen, der dem Opfer von Reka am nähesten Stand, drehte sich zum Wolf um und riss seinen Schild hoch zum Schutz vor einem Sprungangriff. Der Gefangene hatte den Anführer der Menschen zu Boden gebracht und prügelte mit seinem Dickschädel auf den Kopf des Feindes ein.
Die drei, die Gaz gegenüber standen, griffen jezt an. Das erste Schwert surrte heran und der Orc wehrte es ab. Zeitgleich mit seiner Parade stochen jedoch die beiden anderen zu und trafen den leicht gerüsteten Orc an der Schulter und am Bauch. Blut floss aus den stechenden Wunden. Gerade die tiefe Bauchwunde machte Gaz zu schaffen. Er wartete jetzt darauf, dass die Menschen erneut angriffen. Er schlug wieder die erste Attacke beiseite, und versuchte das zweite Schwert an der glatten Seitenfläche mit seinem Unterarm wegzustoßen. Es gelang! Er wich der dritten Klinge durch eine beherzte Drehung aus und schlug einem der Angreifer mit dem Schwert gegen die Beine. Der Mensch fiel, laut schreiend, mit abgetrenntem Oberschenkel, zu Boden. Gaz vernahm den brennenden Schmerz weiterer Stiche im Rücken.
Reka sprang den nächsten Soldaten an, krachte aber gegen das im letzten Moment hochgezogene Schild und prallte davon ab. Der Mensch fiel aufgrund des Gewichts nach hinten um. Der große Wolf sprang sofort hinterher. Dem Soldaten gelang es im letzten Moment das Schwert hochzureisen und Reka trieb sich die Waffe tief in den eigenen Brustkorb. Beim Aufschlag zerquetschte sie den Menschen mit ihrem Gewicht, blieb dann aber regungslos liegen.
Durch die schrecklichen Schreie des zu Boden gegangenen Menschen blieben dem Nordorc ein paar Sekunden zum verschnaufen. Er konnte vor Schmerzen nicht mehr aufrecht stehen und hielt sich mit der linken Pranke den Bauch. Der Gefangene lag blutüberströmt neben dem toten Anführer der Menschen. Gaz entdeckte Reka. Ihr ragte ein Schwert, dass fast bis zur Parierstange in ihr steckte, aus der rechten Flanke. Wut kochte in Gazahk hoch. Er ging auf die letzten zwei Menschen zu und hieb mit dem Schwert auf diese ein, seine Verteidigung gänzlich vernachlässigend. Die Menschen wehrten die schweren Hiebe so gut es ging ab und gingen langsam rückwärts. Immer wieder gelange es ihnen, einen Treffer auf den Orc zu landen. Einer wehrte den Angriff ab, der andere stach schnell zu. Der Orc ging jedoch unbeirrt weiter. Gaz holte zu seinem weiteren schweren Schlag aus. Der Mensch versuchte diesen erneut mit dem eigenen Schwert abzuwehren, doch er hatte nicht mehr die nötige Kraft dazu. Das Schwert des Angreifers wischte ohne Schwierigkeit die Verteidung beiseite und fraß sich ohne Probleme in den Helm des Menschen. Dieser sackte einfach in sich zusammen. Gazahk bekam vom letzten Menschen, der verzweifelt seine Chance nutzen wollte, das Schwert in den Rücken gestochen. Es blieb jedoch, zum Schrecken des Angreifers, in den Schulterknochen des Orcs stecken. Der Orc drehte sich, den Schmerz ignorierend, um und packte den den Kopf des Menschen. Zuerst versetzte er ihm mit seinem massiven Schädel einen Kopfstoß gegen das Nasenbein. Der Mensch taumelte und nur der feste Griff des Orcs verhinderte sein Umfallen. Danach drückte Gaz seine Daumen tief in die Augen des Menschen.
Der Kampf war vorbei. Gazahk stand auf wackeligen Knien inmitten der Toten. Der Mensch mit dem abgetrenten Bein schrie nicht mehr. Er war bleich geworden, und wimmerte nur noch. Seine Hände zitterten vor Schmerz und Angst. Gaz sah ihn noch kurz an und fiel dann auf seine Knie. Der Schmerz, der vom Blutrausch zuvor ausgeblendet wurde, kam nun mit voller Härte zurück. Der stolze Nordorc kann sich nicht mehr auf den Knien halten und kippte einfach nach vorne. Er lag nur ein paar Meter vom noch lebenden Menschen entfernt. Beide schauten sich in die Augen.
Plötzlich erschallte der Schlachtruf der Nordorcs, so laut, dass Gazahks Ohren schmerzten. Es hörte sich an, als würde der ganze Clan den Ruf erschallen lassen. Der Orc, zu verwundet und zu kraftlos um auch nur den Kopf zu heben, erwartete, jeden Augenblick sein Rudel aus dem Nebel treten zu sehen. Der Mensch am Boden riss die Augen angsterfüllt auf und starrte zu Gazahk. Kurz bevor der schwer verwundete Orc, der dem Tode näher war als dem Leben, sein Bewusstsein verlor erkannte er, dass es sein eigener Kampfschrei war, den er hörte.
WAAAAGH! - Warum kompliziert wenn's auch einfach geht?