von Ba'shek Grem'ash » 24.04.2022, 19:54
Krieg im Eschental
Teil X
Letzte Verhandlungen
Das stetige hin und her zwischen Sieg und Niederlage wurde auf beiden Seiten immer nervenaufreibender. Der jüngste Erfolg der Horde verzeichnete jedoch einen tiefen Schnitt in die Gemüter der Allianz. Dieser Kampf forderte einen hohen Tribut; nämlich den Fall des kommandierenden Leutnants der Kaldorei und zwei Zwerge, die bis zum Schluss nicht aufgaben um für das zu kämpfen, was ihnen lieb war. Doch auch dieser Schlag sollte nicht das ersehnte Ende bringen. Anstatt dem übrig gebliebenen Nachtelfen ehrenvoll den Tod zu begrüßen wurde dieser als Gefangener mit in die Festung genommen.
Dabu’ka hasste es; und auch der Versuch mit diesem kommunizieren zu können wurde abgeschmettert. Erst als ein weiterer hinzu kam und der erste Gefangene fliehen konnte, war es ihr von Agram´kosh gestattet worden mit Händen und Füßen Kontakt aufzunehmen. Dem Kaldorei ging es nicht gut, soviel stand fest. Als die kleine Orcin auch noch den Häuptling der Trolle hinzuziehen sollte entschloss Dabu’ka sich zurück zu ziehen. Noch immer zitterte ihre verletzte Pranke, dass ein bespannter Bogen nicht lange im Gleichgewicht gehalten werden konnte. Das störte und ärgerte sie ungemein. So machte sie sich auf den Weg mit Schattenfang in den naheliegenden Wald, um ein paar Zielübungen durchzuführen. Weiteres dabei erdacht hatte sie sich nicht; und so ließ sie auch keinen einzigen Gedanken der Gefahr durchdringen, als sie sich immer weiter vor wagte. Dabu’ka jagte einem Kaninchen hinterher, dessen Pfeile zwei- dreimal verfehlten. Erbost über diese Schande wollte sie einfach nicht locker lassen, bis Schattenfang plötzlich knurrend stehen blieb.
Eine bewaffnete Kaldorei stand ihr direkt gegenüber. Der Anblick war nicht gerade erfreut, aber es Dabu’ka hatte noch ihrem Bogen in der Hand. Mit einem knappen Kopfschütteln deutete die Nachtelfe hinter die Orcin. Eine weitere trat mit gezogenen Dolchen aus dem Dickicht hervor und es sollte nicht die Letzte sein. Dabu’ka wusste das sie umzingelt war und ihr geliebter Reitwolf fletschte kampfeslustig mit den Zähnen. Die junge Orcin jedoch musste sich geschlagen geben. Sie wusste dass sie hier sterben könnte und wenn sie niedergestreckt werden würde, dann auch ihr treuer Begleiter, der sie nie kampflos aufgegeben hätte.
Dies konnte Dabu’ka nicht zulassen. So wurde sie von ihrem Worgen gerissen, um ihren Bogen erleichtert und in Ketten gelegt. Ihr Aufpasser war niemand anderes als jener, der aus der Festung entflohen war. Zwerge waren ebenso dabei, einer von ihnen versuchte immer wieder Dabu’ka zu beschwichtigen, was ihm aber nicht gelang. Nun wo Schattenfang außer Reichweite war konnte die zähe Orcin zeigen wie wild ihr Herz war. Als der Kaldorei mit den Fesseln etwas abgelenkt war zog sie mit aller Kraft daran, um sein Gleichgewicht zu trüben und mit einer kräftigen Kopfnuss gegen dessen Nase schepperte. Dies hatte jedoch nur zufolge, dass die Fesseln enger und schmerzlicher wurden.
Dabu’ka wurde ohne Umschweife zur Festung geleitet, um sofort mit den Anführern der Hordenfraktionen in Verhandlungen zu treten. Als Agram´kosh zusammen mit Lordarons 14. und dem Häuptling der Rotskalpe vor die Tore trat konnte sie ihm nicht in die Augen blicken. Sie spürte aber seinen unterdrückten Zorn, die Enttäuschung und die geschürte Angst um Dabu’ka selbst. Kein Wort brachte sie heraus, konnte sie auch nicht, denn zuvor wurde ihr der Mund geknebelt, damit sie nicht schreien oder weiter beißen konnte. Stolz war ihr Blick nach einigen Verhandlungsminuten. Sie wäre lieber dort in Ehre und mit erhobenen Hauptes gestorben, als das sie die Schuldige war, dass der Kampf vorbei ist.
Lautstark kündigte sich Starkfang und der Rest der Donneräxte an, die am liebsten sofort die kleine Orcin aus den Fängen der Allianz befreit hätten, ohne groß herum zu diskutieren. Nun regte sich Dabu’ka wieder; windete sich unter den Fesseln und vom Adrenalin gepackt teilte sie immer wieder kleinere Hiebe aus, die mit Gegenschlägen gekontert wurden. Der Druide wechselte jedoch dann mit einem Plattenträger, der mit Kraft und Rüstung weitaus überlegender war. Nun hatte auch Dabu’ka keinerlei Chancen mehr gehabt auszuteilen.
Agram´kosh und Starkfang schienen sich ebenfalls in die Wolle zu bekommen. Nur zu gerne hätte der Anführer des Schlachtenhymnenklans an Ort und Stelle klar gemacht, dass ihm weitaus mehr an Dabu’ka läge, als beiden Clans lieb sei, aber das konnte und durfte er an dieser Stelle nicht Preis geben. So ließ sich Starkfang nur schwer beruhigen, aber die Verhandlungen wurden fortgesetzt. Ein Austausch der Gefangenen musste stattfinden, ebenso wurden die Grenzlinien verdeutlicht und eine Waffenruhe ausgehandelt. Weiteres bekam Dabu’ka nicht mit, jedoch kreisten ihre Gedanken zunehmend über die Schande ihrer Gefangennahme, was sie noch den restlichen Abend beschäftigen würde.
Letztendlich waren alle Beteiligten froh ein Ende im Kampf ums Eschental ausgehandelt bekommen zu haben und so konnte der Donneraxtclan sich am darauf folgenden Tag zur Abreise bereit machen, um in ihre geliebten Sümpfe des Elends zurück zu kehren. Jedoch sollte dieser Abschied nicht für alle leicht fallen.